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Foto: Nils Hendrik Müller

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Eine Ikone voller Rätsel

Der Bugatti Type 57 SC Atlantic

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In der Sammlung unseres Automuseums ZeitHaus befindet sich eine Rekonstruktion des Bugatti Type 57 SC Atlantic. Dabei handelt es sich um einen echten Type 57 SC – mit einer perfekt nachgefertigten Atlantic-Karosserie. Er gilt als Design-Ikone und vielleicht schönster Sportwagen der Welt.

Nichts ist zu schön, nichts ist zu teuer

„Nichts ist zu schön, nichts ist zu teuer”: Nach dieser Maxime richtete der geniale Automobilkonstrukteur Ettore Bugatti sein ganzes Leben aus. Der Nachwelt hinterließ er einige der anspruchsvollsten und schönsten Automobile aller Zeiten. Doch – selbst unter diesen nimmt der Bugatti Type 57 SC „Atlantic“ noch eine Sonderstellung ein.

Nur viermal gebaut

Unter den immerhin in 800 Einheiten gebauten Type 57 SC ragt eine Variante turmhoch empor: der Type 57 SC Atlantic, nur viermal gebaut, drei davon existieren noch. Die Bezeichnung Atlantic erhielt das Coupé zu Ehren des Fliegerhelden Jean Mermoz, der 1936 bei dem Versuch einer Atlantiküberquerung ums Leben kam. Stilistisch abgeleitet ist der Type 57 SC Atlantic vom verschollenen Type 57 C Aérolithe aus dem Jahr 1934. Von diesem hat er die charakteristische Kammlinie übernommen, die sich von der Motorhaube über das Dach bis ins Heck fortsetzt.

Das Formenrepertoire des Art Déco

Wie kaum ein anderes Fahrzeug repräsentiert der Bugatti Type 57 SC Atlantic mit sinnlichen Proportionen, schwungvollen Formen und reduzierter Opulenz das Formenrepertoire des Art Déco. Dabei stehen die technischen Reize den optischen in keiner Weise nach: Der 3,3 Liter Achtzylinder-Reihenmotor leistet in seiner per Kompressor aufgeladenen Form rund 200 PS, und das bedeutet eine Spitzengeschwindigkeit von mindestens 200 Stundenkilometern. Damals war das ein geradezu unglaublicher Wert.

Vier bewegte Geschichten

Lediglich vier Autos haben das Werk verlassen, sie alle hatten eine bewegte Geschichte.

Der Erste
Der erste Type 57 SC Atlantic, der einzige ohne Kompressor, wurde an den Londoner Bankier Baron Victor Rothschild ausgeliefert; der Wagen erlitt 1941 einen Motorschaden und kam 1971 in die Hände eines US-Sammlers. Heute steht er im kalifornischen Mullin Automotive Museum.

Der Zweite
Das zweite Fahrzeug, bekannt als „La Voiture Noire“, gehört Ettore Bugattis Sohn Jean persönlich; es diente als Foto- und Ausstellungsmodell und wurde immer wieder an Rennfahrer verliehen. Doch bereits 1941, fünf Jahre nach der Fertigstellung, verliert sich die Spur. Angeblich wurde das Auto nach Bordeaux verschifft, um es vor der deutschen Besatzungsmacht in Sicherheit zu bringen; möglicherweise ist es beim Transport untergegangen. Doch einige Liebhaber lassen sich nicht von der Schatzsuche abbringen: Vielleicht schlummert die Preziose noch in irgendeiner französischen Scheune ...

Der Dritte
Im dritten Type 57 SC Atlantic, der an den Pariser Unternehmer Jacques Holzschuh ausgeliefert wurde, kam der Zweitbesitzer Rene Chatard 1955 bei einem schweren Unglück an einem Eisenbahnübergang ums Leben. Das Auto wurde jahrelang eingelagert, erst mehr als ein Jahrzehnt später begann eine aufwändige Restaurierung mit einer großen Zahl von Nachfertigungen. Heute präsentiert sich das Auto in perfektem Zustand.

Der Vierte
Das vierte Exemplar wurde zwei Jahre nach seinen Schwestermodellen gebaut, nämlich 1938, und zunächst an den britischen Tennisspieler Richard B. Pope verkauft. Seit 1988 gehört es Ralph Lauren, Gründer des gleichnamigen Unternehmens für Konfektionswaren der gehobenen Preisklasse.

Designvorbild mit stilprägender Kammlinie

Mit seiner kompakten, für die damalige Zeit überaus modernen und kraftvollen Form inspiriert der Type 57 SC Atlantic das Sportwagendesign bis heute, ganz besonders bei der Marke Bugatti. Die Kammlinie ist stilprägend geworden, und der Type 57 SC Atlantic hat zuletzt zwei Einzelstücke inspiriert: eine 2015 entstandene, kompakte und fast unbekannte Studie mit V8-Motor – und den 2019 gezeigten Solitär „La Voiture Noire“, der einen Preis von 19 Millionen Euro erzielt haben soll.
 

Eine ungekürzte Version des Artikel von Jens Meiners finden Sie in der Print-Ausgabe November/Dezember 2020 unseres Magazins AUTO STADT & LEBEN.